Tradition heißt nicht, Asche aufzubewahren, sondern die Flamme am Brennen zu halten.
Tradition heißt nicht, Asche aufzubewahren, sondern die Flamme am Brennen zu halten.

Leb wohl Michi!

Lieber Michi

Wir müssen heute nicht mehr an die Front. Wir wissen nicht, was Kälte, Hunger und Leiden ist. Wir müssen das Feuer unserer Vorfahren weitertragen, so wie du es uns vorgemacht hast. Du hast deine oftmals selbstauferlegten Pflichten nicht nur erledigt, sondern es steckte immer sehr viel Überzeugung darin, wie du sie zu Ende gebracht hast. Es war ebenso eine deiner besonderen Gaben, wie du Herausforderungen in die Hände anderer legtest und du die unterschiedlichsten Umgangsweisen derer, die sie übernommen haben, akzeptiertest. Du hast es gleichermaßen verstanden, pflichtbewusst und verantwortungsvoll durchs Leben zu gehen, wie auch zu feiern und in vollen Zügen zu genießen. An dieser Stelle sei die Zigarre erwähnt, die du so manches Mal nach erfüllter Pflicht gezückt hast.

Dein größter Rückhalt war wohl deine Familie, die du dabei hattest, so es irgendwie möglich war. Selbstverständlich sind auch sie diejenigen, denen du am meisten fehlen wirst. Wie sollte es auch anders sein, wenn ein wichtiger Teil, zu dem auch viele andere aufsahen, einer so harmonischen Familie gehen muss? Wir können dich ihnen nicht ersetzen, aber wir werden sie auch in Zukunft herzlich in unserer Mitte willkommen heißen.

Allzu früh trat ein Schatten in dein Leben, der vor gut einem Jahr drohte dein Feuer zu ersticken. Du hast dies nach außen hin mit viel Kraft und einer gewissen Unbekümmertheit getragen. In deinem letzten Lebensjahr hast du gelitten wie keiner von uns.

Trotz deines Leidens und deiner schwindenden Kräfte hast du uns – so es in deiner Macht stand – bis zum Schluss die Stange gehalten.

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hast du deinen Kampf gegen den Krebs verloren.

Du hinterlässt eine große Lücke in unserer Kommandantschaft, in unserer Kompanie und vor allem als Kamerad. Doch in deinem Ansinnen sollen wir nicht trauern um einen guten Kameraden, sondern danken für die Zeit und die Erlebnisse, die wir zusammen mit dir, unser geschätzter Hauptmann, genießen konnten und für das, was du uns als Schütze vorgelebt hast.

Wir verabschieden uns von dir so, wie du jede Kommandantschaftssitzung und Vollversammlung beendet hast, mit einem dreifachen: Schützen heil!